Hast du in Beziehungen das Gefühl nicht zu genügen? Lässt du dich schlecht behandeln und kannst nicht für deine Bedürfnisse einstehen? Fühlst du dich schnell ungeliebt und verlassen? Bist du dafür zuständig, dass Harmonie und Frieden herrscht? Oder bedeutet für dich Partnerschaft der Verlust von Autonomie und Freiheit? Engen dich verbindliche Beziehungen ein? Flüchtest du regelmässig aus Beziehungen, in dem du sie beendest oder dich tagelang nicht meldest?
Lebst du in einer unglücklichen, vielleicht sogar toxischen Beziehung? Hast du das Gefühl, nicht verstanden und gesehen zu werden? Oder sind deine Beziehungen ständig im On Off Modus? Lass uns gemeinsam hinschauen und du wirst erkennen, welche Aspekte deine Partnerschaften beeinflussen und beschweren.
Willst du deinen Beziehungsstil herausfinden?
Willst du verstehen, welchen Einfluss er auf deine Beziehungen und auch auf deine Partnerwahl hat?
Wir Menschen sind soziale Wesen. Die vier emotionalen Grundbedürfnisse -
Bindung, Autonomie/Kontrolle, Selbstwert, Lust/Unlustvermeidung
- bauen auf dem wichtigsten Bedürfnis, der Bindung auf. Doch das nicht weniger wichtige Bedürfnis nach Autonomie steht schon fast konträr zu unserem Wunsch nach einer sicheren, vertrauensvollen Bindung.
Und weil wir alle in vielen verschiedenen Formen Beziehungen leben, ist es eines der wichtigsten Elemente, das unser Wohlbefinden, unsere Stabilität und unsere Gesundheit beeinflusst. Heute ist sich die Forschung einig - ungesunde und belastende Beziehungen machen uns krank. Partnerschaft, Familie, Freundschaften, Arbeitsumfeld - jeder Bereich unseres Lebens ist davon betroffen und für eine gesunde Psyche ist die Verbindung zu anderen Menschen und die Zugehörigkeit in der Gesellschaft fundamental.
Bindung bezeichnet laut dem britischen Kinderarzt, Psychoanalytiker und Bindungsforscher John Bowlby eine enge und überdauernde emotionale Beziehung zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen. Weil das Bindungsbedürfnis in den ersten Lebensjahren unser Überleben sichert, versuchen Kinder mit allen Mitteln, möglichst viel von dem Bindungsbedürfnis erfüllt zu bekommen. Wird das Bedürfnis längerfristig oder immer wieder frustriert, entwickeln die Kinder Bewältigungsstrategien, die sich dann in einem der vier Bindungsstile zeigen. (Mary Ainsworth, Entwicklungspsychologin - "fremde Situation" Experiment")
Wir erlernen in den ersten Lebensjahren in der Bindung zu unseren Elternfiguren, meist Mama und Papa, wie Beziehung funktioniert. Es entsteht sozusagen ein Bindungsprogramm, welches dann die Art und Weise, wie wir Beziehung erleben und gestalten, steuert.
In diesem Programm ist definiert, was Beziehung bedeutet, wer wir selbst in einer Beziehung sind und was wir tun müssen um geliebt zu werden. Ebenfalls hat das Programm einen Einfluss darauf, von wem wir uns angezogen fühlen.
Von aussen sehen wir selten wirklich in eine Paarbeziehung hinein. Die vermeintlich harmonischen Paare könnten einen vermeidenden Konfliktstil leben, der dazu führt, dass sie keine wirklich enge und ehrliche Verbindung zu einander eingehen und insgeheim darunter leiden. Dann gibt es Paare, die sich aneinander reiben, bei denen regelmässig Drama herrscht. Vielleicht trifft dort ein unsicher ambivalenter Mann auf eine unsicher vermeidende Frau. Er klammert und passt sich an und sie flüchtet, kämpft um ihre Freiheit. Das macht die Beziehung zwar leidenschaftlich, aber sie ist auch sehr unsicher und erschöpfend. Übrigens geraten wir wie aus Zauberhand oft immer wieder an die gleichen Beziehungstypen. Wir haben nämlich den Hang dazu, das Vertraute anzuziehen (oft auch so, wie wir in frühen Jahren Bindung geprägt haben). Wir wiederholen das, was uns vertraut ist, solange, bis wir es gelöst haben.
Menschen, die es gewohnt sind, dass man um die Nähe und Liebe kämpfen muss, fühlen sich oft von Menschen angezogen, die wenig in die Beziehung investieren und bestätigen damit das 'gelernte' Gefühl: ich bin es nicht wert, geliebt zu werden.
Wir sind keine Sklaven unserer Prägungen. Sich mit den Beziehungsstilen zu befassen, ist er erste Schritt und die nötige Basis um die immer wiederkehrenden Beziehungsdynamiken zu verstehen und unser Handeln zu erkennen. Selbst festgefahrene Muster können so unterbrochen und verändert werden. Ich möchte dir Mut machen - du wirst staunen, wie sich deine Beziehungskompetenz auf deine Beziehungen auswirkt und vor allem auf dein Wohlbefinden!
Der sichere Bindungsstil
Diese Menschen sind mit sicheren Bindungserfahrungen aufgewachsen. Sie erlebten ein liebevolles Elternhaus mit verlässlichem und zugewandtem Verhalten der Bezugspersonen. Sie wurden mit Liebe, Schutzgefühl und Geborgenheit genährt und wurden in ihrer Individualität angenommen und gefördert. Sie entwickelten ein gesundes Urvertrauen.
Diese Menschen leben in der Regel gesunde und ausgewogene Beziehungen, erleben darin Stabilität, Sinnhaftigkeit und Freude. Sie haben eine positiv gefärbte Sichtweise auf sich selbst und den Partner, können Nähe zulassen und empfinden eine Partnerschaft als emotional unterstützend.
Mögliche gesunde Glaubenssätze: Ich bin okay, wie ich bin, auch wenn ich Fehler mache. Ich bin liebenswert. Meine Bedürfnisse sind gleich wichtig, wie die der anderen. Ich vertraue. Ich darf mich zeigen
Der unsicher-vermeidende Bindungsstil
Diese Menschen zeigen ängstliches und vermeidendes Bindungsverhalten. Sie wollen Beziehungen, bleiben aber oft innerlich auf Distanz oder ihr Verhalten ist wenig bindungsorientiert. Sie sind emotional oft auf Abstand - sie sind bindungsängstlich. Sie verhalten sich oft widersprüchlich. Auffallend dabei ist, dass sie in der Kennenlern-, Eroberungsphase und ganz zu Beginn der Beziehung sicher und emotional verfügbar sind. Wenn die "Verbindlichkeit" zuschlägt, ändert sich ihr Interesse an der Beziehung ganz plötzlich. Partnerschaftliche Nähe löst in ihnen Druckgefühle aus, die die Liebe ersticken. Bei manchen löst die Angst vor Ablehnung und Verlustangst Panik aus, was wiederum die Liebesgefühle erdrückt.
Dieser Bindungstyp fühlt sich als Verliebter oft euphorisch und gleichermassen erschreckt. Es folgt oft ein Hin und Her, Verstrickungen, Verwirrungen, Wechsel zwischen Nähe und
Distanz, Drama.
Sie wünschen sich Nähe, doch gleichzeitig löst diese dann die Angst um den Verlust ihrer Autonomie und Unabhängigkeit aus. Sie scheuen Engagement und Verpflichtungen in einer Beziehung.
In langjährigen Beziehungen (Ehe) sorgen die Bindungsängstlichen für einen konstanten Abstand zum Partner. Sie flüchten sich in Arbeit, zeitintensive Hobbys, anderweitige Verpflichtungen oder Affären. Sex - zu Beginn sehr leidenschaftlich - später wird der Partner schnell uninteressant, andere Personen werden aber durchaus als anziehend empfunden.
Bewältigungsstrategien: normale Bindungsbedürfnisse des Partners werden als einschränkend empfunden. Flucht und Untertauchen als Reaktion ist typisch. Herrscher über Nähe und Distanz. Erwartungen lösen Widerstand aus. Sie brauchen äusserliche Grenzen, wie z.B. getrennte Wohnungen, weil sie sich schlecht selbst behaupten können. Auf verbindliche Pläne wird nicht eingegangen, Ausreden oder kurzfristiges Absagen sind die Folge.
Mögliche negative Glaubenssätze: Ich traue besser nur mir selber. Ich muss aufpassen, sonst werde ich verlassen! Alleine bin ich besser dran.
Der unsicher-ambivalente Bindungsstil
Diese Menschen brauchen oft viel Bestätigung in Beziehungen. Sie brauchen die Rückversicherung, ob sie noch geliebt werden. Das Vertrauen in die Stabilität und Sicherheit der Beziehung ist schwach oder erschütterungsanfällig. Sie brauchen viel Nähe und Geborgenheit und fragen sich dabei immer wieder, ob der Partner sie noch genug liebt. Werden diese Menschen zurückgewiesen oder zu wenig beachtet, strengen sie sich noch mehr an.
Bewältigungsstrategien: Sie neigen zu ungesunden Anpassungsleistungen, gehen mehr auf die Bedürfnisse der andern ein, als auf die eigenen. Der Hang zum Überanalysieren und Überinterpretieren des Verhaltens der anderen führt zu Misstrauen oder Angst und auch zu Eifersuchtsgefühlen. Die Verlustangst spielt hier auch eine zentrale Rolle. Deshalb kann die Überanpassung auch in starke Kontrollausübung wechseln. Sie fordern dann die Aufmerksamkeit des Partners ein, wenn sie das Gefühl haben, zu kurz zu kommen.
Mögliche negative Glaubenssätze: Ich muss alles richtig machen, damit ich geliebt werde. Ich bin nicht gut genug. Damit ich dich nicht verliere, muss ich mich anpassen. Liebe muss ich mir verdienen.
Der desorganisierte Bindungsstil
Diese Erwachsenen haben als Kind oft eine vernachlässigende, zurückweisende und traumatische Beziehungserfahrung erlebt. Die Bezugsperson war unansprechbar, beängstigend und misshandelnd - vermutlich selber traumatisiert.
Die Menschen mit diesem Beziehungsstil haben als Kind keine einheitliche Bindungsstrategie entwickelt. Sie fühlten sich nicht nur einsam, sondern sogar bedroht. Sie erleben auch Beziehungen sehr desorganisiert - ich liebe dich - ich hasse dich!
Heftige Emotionen im Wechsel belasten die Beziehungen massiv. Dramatisches und sehr verletzendes Verhalten ist an der Tagesordnung.
Mögliche negative Glaubenssätze: Die Welt ist ein bedrohlicher Ort. Die Menschen sind bedrohlich.
betrachten erkennen bewegen